Die Hatha-Yoga-Übung

Die Hatha-Yoga-Übung beginnt auf der körperlichen Ebene und bereitet uns für die Wahrnehmung der feinstofflichen Ebene in uns vor.

In der Übungspraxis des Yoga der Energie bewegen wir unseren Körper auf eine bewusste, langsame und achtsame Weise in Verbindung mit dem fließenden Atem. Durch einfache Bewegungsabläufe kommen wir in unserem Körper und in unserem Atem an. Komplexere Abfolgen wie der Sonnengruß oder die acht Bewegungen der Wirbelsäule mobilisieren und wärmen uns auf. Gleichzeitig fördern sie unsere Konzentration, der Geist wird fokussiert. Diese Übungen beziehen den gesamten Körper in die achtsame Bewegung. Zwischen den aktiven Übungsteilen setzen wir Pausen ein, um in Ruhe nachzuspüren, was die Übung in unserem Körper, in unserem Atem bewirkt hat.

Die Übung mit dem Körper verlangsamt sich. Wir erfahren uns in statischen Körperhaltungen, den Asanas, die auf das Stundenthema abgestimmt sind. Der langsame Atem trägt uns in den Haltungen und lässt uns diese intensiver, tiefer und feiner erleben. Der Geist verlangsamt sich im gleichen Maße wie der Atem und wird bereit für die feinere Wahrnehmung.

Es ist der Moment, wenn eine Körperhaltung ihre Wirkung langsam auf der feinstofflichen Ebene entfalten lässt. Ist stehe in der Haltung des Baums, bin fest verwurzelt mit der Erde, stehe stabil, richte mich mit jedem Atemzug etwas mehr auf und lasse mit jedem Ausatem in dem stabilen, aufrechten Stand los. Plötzlich merke ich, dass auch in mir etwas stabiler wirkt, dass ich innerlich in die Balance komme. Ich merke, dass dieses Gefühl auf eine seltsame Weise mit jedem Loslassen im Ausatem intensiver wird. Ich fühle Stabilität ohne Anspannung, ohne Starrheit, ohne extreme Kraftausübung. Vielmehr wird die Stabilität durch das Loslassen intensiver. Diese Wirkung kann sich im Nachspüren und vollkommenen Loslassen noch feiner ausbreiten.

Jetzt sind Körper, Atem und Geist bereit für pranayama, die klassischen Atemübungen des Hatha-Yoga. Das öffnet das Tor für die Wahrnehmung der Einheit in uns. Körper und Atem, Atem und Geist scheinen sich durch die Atemübung ineinander zu verschmelzen.

Darauf folgt die Stille, mit einem wachen und ruhigen Geist. Eine lebendige Stille kann sich in uns ausbreiten und uns gleichzeitig angenehm einhüllen. In dieser Stille wird das Gefühl der Einheit und der Verschmelzung vielleicht größer. Es kann zur Erfahrung führen, dass wir über unseren physischen Körper hinaus auf eine besondere Weise mit unserem Umfeld verbunden sind. Die Erkenntnis kann entstehen, dass auch wir selbst etwas mehr als nur unser physischer Körper sein mögen. Es kann sein, dass wir einfach die Momente der Stille und der kompletten Ruhe genießen.

Es gibt kein richtig und falsch. Es gibt für jede Übende und jeden Übenden eine individuelle Erfahrung. Es ist deine momentane Erfahrung, wenn du übst. Es ist meine heutige Erfahrung, wenn ich übe. Yoga ist ein Erfahrungsweg und kann nur mit dem Geist nicht begriffen werden.

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